Ein Baugrundgutachten ist der erste Schritt in Richtung Hausbau. Obwohl ein Baugrundgutachten in Deutschland keine Pflicht ist, lohnt es sich. Denn durch die Erstellung können Sie Risiken und Schäden am Bauwerk vorbeugen.
Baugrundgutachten: Kosten und Leistungen
Deswegen sollten Sie die Bodenbeschaffenheit Ihres Baugrunds prüfen
Was steht in einem Baugrundgutachten?
Ein Baugrundgutachten ist eine Bewertung der Bodenbeschaffenheit des Baugrundstücks. Es gibt Auskunft darüber, ob sich der Boden als Baugrund für Ihr Vorhaben eignet. Es wird auch als geologischer Bericht, Gründungsgutachten oder einfach Bodengutachten bezeichnet. Um es zu erstellen, entnehmen die Gutachter mithilfe von Bohrungen Bodenproben zur Analyse.
In einem Baugrundgutachten werden die verschiedenen Bodenschichten und Bodenarten klassifiziert. Jede Schicht und Bodenart hat andere Eigenschaften, die die Eignung als Baugrund beeinflussen. Diese Informationen sind entscheidend für die Planung und Durchführung Ihres Bauvorhabens. Diese Informationen finden Sie in einem Baugrundgutachten:
- Bauort und geplantes Bauwerk,
- Untersuchung des Baugrunds: Bodenart, Bodenklasse, Bodenkennwert,
- Bodenmechanische Eigenschaften: Tragfähigkeit, Setzungsverhalten,
- Frostsicherheit,
- Höhe des Grundwasserspiegels,
- Grad der Versickerungsfähigkeit von Oberflächenwasser wie Regen,
- Vorgaben zur Aushebung des Erdreichs und
- Empfehlungen zu Abdichtungen des Bauwerks.
Ein erweitertes Bodengutachten gibt zudem Auskunft über Altlasten wie Schadstoffe und Verunreinigungen im Boden.
Welche Bodenklassen gibt es?
Die Bodenklasse beeinflusst die Höhe der Baukosten. Zum Beispiel sollten Sie die Entscheidung, ob Sie mit oder ohne Keller bauen, erst treffen, wenn Sie die Bodenklasse kennen. Der Aushub kann je nach Bodenklasse kostspielig sein. Auch Maßnahmen zu Bodenverbesserung verursachen zusätzliche Kosten.
Man unterscheidet zwischen sieben Bodenklassen. Die geeignetsten Bodenklassen sind die Klassen 3 und 4. Hier herrschen die besten Voraussetzungen für eine sichere Befestigung im Erdreich.
Bodenklasse 1: Mutterboden, Oberboden, Zwischenboden
Bodenklasse 2: wasserhaltender Boden, Schöpfboden
Bodenklasse 3: leichter, leicht lösbarer Boden
Bodenklasse 4: mittelschwerer Boden, Stichboden
Bodenklasse 5: schwerer Boden, Hackboden
Bodenklasse 6: leichter Fels
Bodenklasse 7: schwerer Fels
Warum brauchen Sie ein Baugrundgutachten?
Mit einem Bodengutachten senken Sie als Bauherr Ihr Baugrundrisiko. Dieses meint Gefahren, die vom Baugrund ausgehen oder in Wechselwirkung mit ihm stehen. Durch ein Baugrundgutachten vermeiden Sie Probleme wie Absackungen, Feuchtigkeitsablagerungen oder Setzrisse am Bauwerk und die dadurch entstehenden hohen Kosten sowie Verzögerungen. Zudem haben Sie eine Absicherung gegen diese Schäden in der Hand, was Ihnen Sicherheit für die Kosten, Planung und den weiteren Verlauf Ihres Bauvorhabens verschafft. Ein Bodengutachten ist also für einen verantwortungsvollen Bauherrn unumgänglich und gibt außerdem eine Gründungsempfehlung, also eine Einschätzung der Gutachter zum geplanten Bauvorhaben.
Pflicht für ein Baugrundgutachten und Ablauf
In Deutschland besteht keine gesetzliche Pflicht für ein Baugrundgutachten. Trotzdem wird es dringend empfohlen, um die Sicherheit und Stabilität Ihres Bauvorhabens zu gewährleisten und unvorhergesehene Kosten zu vermeiden. Bei der Untersuchung werden mithilfe von Bohrungen Bodenproben entnommen. Diese Proben werden im Labor analysiert. Danach erhalten Sie das schriftliche Baugrundgutachten. Es ist nicht öffentlich einsehbar, da es vertrauliche Informationen enthält, die nur für Sie und die beteiligten Sachverständigen relevant sind.
Wie lange dauert es, ein Baugrundgutachten zu erstellen?
Die Baugrunduntersuchung vor Ort – also die Bohrungen und die Entnahme der Bodenproben – dauert im Durchschnitt drei Stunden. Die detaillierte geotechnische Analyse umfasst mehrere Tage, weswegen Sie das schriftliche Baugrundgutachten erst ein bis zwei Wochen nach dem Termin vor Ort in den Händen halten. Der Prozess verzögert sich, wenn der Bodengutachter Schadstoffe oder andere Auffälligkeiten entdeckt. Dann brauchen Sie ein erweitertes Bodengutachten. Es umfasst zusätzliche Untersuchungen, um Altlasten wie Schadstoffe und Verunreinigungen im Boden zu identifizieren. Dies ist besonders wichtig, wenn das Grundstück vorher industriell oder gewerblich genutzt wurde.
Was kostet ein Baugrundgutachten?
Die Kosten eines Baugrundgutachtens berechnen sich vor allem nach Aufwand. Dabei spielen Faktoren wie die Grundstücksgröße eine Rolle. Die Kostenhöhe hängt aber auch von der Bauregion ab, und davon, für welchen Gutachter Sie sich entscheiden. In der Regel gibt der Bauherr nicht mehr als 0,5 Prozent der gesamten Baukosten für ein Baugrundgutachten aus. Zwar sind das im Schnitt mindestens 1.000 Euro, doch ist dieser Betrag meist viel niedriger als die Kosten für Sanierungsarbeiten, die durch Folgeschäden aufgrund eines fehlenden Baugrundgutachtens notwendig werden.
Fragen und Antworten zum Thema "Baugrundgutachten"
Öffentlich bestellte, qualifizierte Sachverständige können ein Baugrundgutachten anfertigen. Diese Experten haben die notwendige Ausbildung und Erfahrung, um die Bodenbeschaffenheit korrekt zu analysieren und fundierte Empfehlungen abzugeben. Institutionen wie die Industrie- und Handelskammern vereidigen anerkannte Sachverständige für Erd‐ und Grundbau.
Ein Bodengutachten hilft, ein Problemgrundstück im Voraus zu erkennen. Nur eine detaillierte Analyse der Bodenproben und die Bewertung der Bodenmechanik können potenzielle Schwierigkeiten genau identifizieren. Allerdings gibt es auch Probleme, die Sie schon mit bloßem Auge erkennen können: Achten Sie auf Gehwege, sind sie plan oder abgesackt? Neigen sich Straßenlaternen und Litfaßsäulen? Gibt es aufgeschüttete Erdhügel ohne erkennbaren Grund? Dann sollten Sie vorsichtig sein.